Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar
Neben den notwendigen fachlichen Fertigkeiten für Ihren Beruf, sind vor allem sieben Führungskompetenzen für einen Vorgesetzten entscheidend. Lernen Sie die Grundlagen und die Erfolgsfaktoren für die Mitarbeiterführung kennen. Dabei ist es wichtig, sich nicht zu verbiegen, sondern authentisch zu sein. Seien Sie selbst, mit allen Ihren Schwächen und Stärken. Nur wenn Sie sich dessen bewusst sind, sind Sie selbstbewusst. Die Voraussetzung für solch eine Position.
Grundlagen der Mitarbeiterführung
Stellen Sie sich vor, Sie würden zu einer Atlantiküberquerung mit einem Schiff aufbrechen. Sie selbst haben keine Ahnung von Nautik und bisher auch keine größeren Erfahrungen mit Schiffen. Sie haben nur eine Sehnsucht: die andere Seite erreichen. In Bremen stehen Sie vor einem 25 Meter langen Boot. Ausser Ihnen gibt es keine weiteren Passagiere, nur einen Kapitän und fünf Besatzungsmitglieder. Wann würden Sie den Schritt auf das Schiff wagen? Sicherlich nur dann, wenn Sie Vertrauen in den Kapitän haben. Andernfalls werden Sie auf der Stelle umdrehen und Ihr Vorhaben abbrechen.
Vertrauen
In dem Wort Vertrauen steckt trauen drin. Das bedeutet, man traut Ihnen zu, mit der Situation und den Mitarbeitern richtig umzugehen, die Wahrheit zu sagen und redlich zu sein. Führung ohne Vertrauen funktioniert nicht. Vertrauen ist somit die Grundlage für jegliche Zusammenarbeit. Misstrauen ihre Mitarbeiter Ihren Führungskompetenzen, werden sie Ihnen gar nicht oder nur sehr widerwillig folgen. Daher ist es die Notwendigkeit einer jeden neuen Führungskraft zunächst ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Mitarbeitern aufzubauen. Dafür eignen sich die ersten 100 Tage als Führungskraft.
Wie Sie Vertrauen aufbauen
- zeigen Sie ehrliches Interesse an Ihren Mitarbeitern, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Außerdem Sie eine Beurteilung oder Bewertung.
- stellen Sie Fragen
- hören Sie aktiv zu. Seien Sie in diesem Moment ganz bei Ihrem Mitarbeiter. Hören Sie zu, ohne zu unterbrechen und ohne zu beurteilen
- seien Sie ehrlich, zu sich und Ihrem Kollegen /-innen
- sprechen Sie auch über Ihre Gefühle. Das macht Sie menschlich und öffnet Ihren Gegenüber
- versprechen Sie nur das, was Sie einhalten können und somit in Ihrer Entscheidungsbefugnis liegt
- eine transparente Beurteilung der Mitarbeiterleistung
- starkes Selbstvertrauen
Kommunikation: eine der wichtigsten Führungskompetenzen
Nehmen wir wieder das Beispiel Ihrer Atlantiküberquerung: Sie sind auf dem Schiff und die Reise soll starten. Die Führungskraft, in diesem Falle der Kapitän, wird nun Instruktionen geben müssen, wie beispielsweise, Maschine an, Leinen los etc. Diese Kommandos sind eine notwendige Kommunikation. Neben der Sachebene gibt es noch eine emotionale Ebene. Wir bewegen Menschen, wenn wir die letzte Ebene richtig ansprechen. Die emotionale Intelligenz ist heute wichtiger denn je, als fachliche Führungskompetenzen.
Führung funktioniert nur mit Kommunikation, verbal oder non-verbal. Ihre Mitarbeiter wollen von Ihnen wissen, was ihre Aufgabe ist, was als nächstes zu tun ist und was sie von ihnen erwarten. Auf der anderen Seite möchten Sie erfahren, ob Ihr Teammitglied mit dem Auftrag im Plan ist oder ob es es Hindernisse bzw. Schwierigkeiten gibt. Sie erwarten vermutlich auch Rückmeldungen zu Ereignissen auf dem Markt, zu Kundenanregungen und veränderten Rahmenbedingungen. Denn nur so ist es Ihnen möglich einzugreifen und gegenzusteuern. Eine klare Kommunikation und klare Regeln helfen hier.
Die Führungskompetenzen
Kompetenzen sind, neben der Motivation, notwendig, um Leistung zu erbringen. Diese wird, mit Hilfe von Kennzahlen, gemessen bzw. bewertet. Die erforderlichen Fähigkeiten für eine Führungsaufgabe können z.B. mittels einer Persönlichkeitsanalyse herausgefunden werden. Ferner können Sie sich auch Feedback einholen. Doch achten Sie darauf, von wem Sie sich eine Rückmeldung einholen. Mitarbeiter sind vielleicht nicht so offen und ehrlich. Das ist darin begründet, dass hier eine gewisse Abhängigkeit besteht. Wichtig ist, dass Sie das Feedback annehmen, ohne sich zu rechtfertigen.
Folgende Führungskompetenzen sind notwendig:
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Flexibilität
Eine schnelle Veränderung der Technik, der Märkte und das Verhalten von Kunden und Mitarbeitern, macht diese Flexibilität nötig. Sie beherrschen die Anpassungsfähigkeit, um sich auf veränderte Anforderungen in einer Situation einzustellen können. Dies beinhaltet eine Offenheit für Handlungsalternativen. Ihr Verhalten kann sich den Personen, der Aufgabe und der Situation anpassen.
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Durchsetzungsvermögen
Als Führungskraft werden Sie häufig auf Widerstände und Hindernisse treffen, die zu überwinden sind. Sie werden Entscheidungen von der Unternehmensführung, von ihrem Vorgesetzten oder eigene, umsetzen wollen oder müssen. Die Kunst besteht darin, diese Entscheidungen durchzusetzen und dabei möglichst alle Mitarbeiter mitzunehmen.
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Empathie
Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hinein zu versetzen, seinen Standpunkt verstehen zu wollen, seine Gefühle zu empfinden, seine Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale zu erkennen. Die Sichtweise meines Gegenüber zu respektieren. Nur so gelingt es Ihnen als Führungskraft, ihre Mitarbeiter dort abzuholen, wo sie stehen.
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Teamfähigkeit
Sie sind kein Einzelkämpfer, sondern erreichen Ihre Ziele gemeinsam mit Ihrem Team. Als Führungskraft ist es ihre Aufgabe, ihre Mitarbeiter zu steuern, die Stärken jedes Einzelnen optimal einzusetzen und die Synergieeffekte des Teams zu nutzen.
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Belastbarkeit
Sie haben jetzt die Verantwortung für sich, für die Umsetzung von Aufgaben, der Zielerreichung und für die Leistung ihrer Mitarbeiter. Die Führungskraft sitzt im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen des Chefs, der Mitarbeiter, der Stakeholder und der eigenen. Wie gehen Sie mit diesem Druck um? Empfinden Sie dies als negativen Stress? Kein Unternehmen hat davon etwas, wenn ihre Führungskräfte z.B. den Druck ungefiltert an die Mitarbeiter weitergeben oder unter dieser Last zusammenbrechen.
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Motivation
Zunächst unterscheiden wir zwischen einer Motivation, die von aussen kommt, der sog. extrinsischen Motivation und der Eigenmotivation, der sog. intrinsischen Motivation. Extrinsische Motivation ist Geld, Lob, Ruhm, Freizeit, also eine Belohnung oder die Vermeidung einer Bestrafung, wie Degradierung oder der Streichung von Sonderleistungen. Mitarbeiter zu motivieren, heisst zunächst, sie nicht zu demotivieren. Zu motivieren bedeutet, die Eigenmotivation meines Gegenüber zu finden und zur freien Entwicklung verhelfen.
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Konfliktfähigkeit
Immer dort, wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es auch Konflikte. Wichtig ist es, dass eine Führungskraft frühzeitig einen Konflikt erkennt und damit richtig umgeht. Denn Konfliktfähigkeit bedeutet, die Uneinigkeit von Menschen zu einem Thema, zu erkennen und zu lösen. Die Lösung findet auf der Sachebene statt, d.h. die verschiedenen Argumente und Sichtweisen werden auf den Tisch gelegt, erörtert und ein Lösungsweg besprochen. Dafür muss jedoch die emotionale Ebene stimmen, d.h. es soll eine konstruktive Stimmung herrschen.
Der Kapitän
Kommen wir noch einmal zurück auf unseren Kapitän. Beim Ablegen in Bremen, weiss er nicht genau, was die Überfahrt für Herausforderungen mit sich bringt. Unvorhergesehenes, wie beispielsweise ein starker Sturm, ein Maschinenausfall oder ein Feuer an Bord kann eintreten. Er muss sich in diesen unterschiedlichen Situationen schnell und sicher zurechtfinden. Gerade in diesen Krisensituationen, wo keine Zeit für Diskussionen ist, muss er das Vertrauen der Mannschaft haben, um Entscheidungen durchsetzen zu können. In diesen schwierigen Situationen ist die psychische und physische Belastung hoch. Wenn jetzt noch Konflikte innerhalb des Teams hinzukommen, steigt die Anspannung und der Schiffsführer muss diesen Konflikt erkennen, um ihn frühzeitig zu lösen. Andernfalls steigt die Belastung. Doch was veranlasst den Kapitän in diesen herausfordernden Zeiten den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern das Boot und die Menschen unversehrt an den Zielort zu bringen? Es ist die Motivation, z.B. das eigene Leben zu retten, also der Vermeidung des Todes.
Erfolgreiche Führungskräfte reflektieren und hinterfragen regelmäßig ihr eigenes Führungsverhalten, um sich so zu verbessern. Sie suchen ständig nach Möglichkeiten, sich zu optimieren. Und Sie mögen Menschen und die Arbeit mit und am Menschen. Diese wichtigen Führungskompetenzen werden jedoch nur selten vermittelt. Und wenn es doch gemacht wird, fehlt oft die Unterstützung bei dem Prozess.