Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar
Als Führungskraft haben Sie häufig das Gefühl, Ihre Mitarbeiter nicht dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Sie sind sich unsicher, ob Sie besser einen härteren Kurs einschlagen oder Ihr Team selbständiger handeln lassen sollten. Menschen spüren diese Unsicherheit. Erfahren Sie hier, wie Sie in der Führung Souveränität ausstrahlen. Was ist also der richtige Führungsstil, um Aufgaben erfolgreich mit seinen Mitarbeitern, zu meistern?
Wir stellen Ihnen einen Führungsstil vor, mit dem Sie jedem Mitarbeiter und jeder Situation gerecht werden. Sie holen das Optimum heraus, wissen, dass alle Aufgaben kompetent erledigt werden, und stärken die Motivation.
Dieser Artikel vermittelt Ihnen die wichtigsten Eigenschaften der elementaren Führungsstile. Sie werden in der Lage sein, die jeweils passende Strategie situationsbezogen und perfekt auf die einzelnen Mitarbeiter abgestimmt einzusetzen.
Führungsstil – was steckt hinter dem Begriff?
Der Führungsstil ist ein Sammelbegriff für die Verhaltensmuster, die eine Führungskraft an den Tag legt, um ihrer Aufgabe nachzukommen. Fast zwangsläufig spielt die Persönlichkeit dabei eine große Rolle. Je nach Führungsstil werden die Untergebenen mal mehr, mal weniger stark gelenkt. Dabei gilt es, das jeweils richtige Maß zu finden, so dass Aufgaben zuverlässig erledigt werden, die Motivation der Mitarbeiter aber nicht unter zu starker Führung leidet.
In der Vergangenheit haben sich mehrere idealtypische Ansätze der Einteilung in Führungsstile etabliert, die jeweils im frühen 20. Jahrhundert entstanden sind und somit jahrzehntelangen Einfluss auf die Führungskultur hatten.
Führungsstile nach Max Weber
Der deutsche Soziologe Max Weber hat hinterfragt, warum Menschen sich eigentlich beherrschen lassen. Er hat drei Typen der Herrschaft definiert, aus denen sich die Führungsstile ableiten lassen.
Die traditionale Herrschaft beruft sich auf Traditionen und stellt die Legitimität der Herrschenden nicht in Frage. Auf Ihr beruhen der autokratische und der patriarchalische Führungsstil. Die charismatische Herrschaft bezieht ihre Legitimation aus der Ausstrahlung und dem Glauben an eine Person. Sie ist die Basis des charismatischen Führungsstils. Die rationale Herrschaft ist allein durch Gesetze und Regelungen definiert und dabei nicht an bestimmte Personen gebunden – außer im Rahmen der Festlegung von Zuständigkeiten. Daraus leitet sich im bürokratischen Führungsstil der Anspruch auf Führung ab, der aber zeitlich begrenzt und übertragbar ist.
Charakteristika | Folgen | |
Autokratischer Führungsstil | Uneingeschränkte Machtfülle, streng hierarchisch | Distanz, alleinige Entscheidungsgewalt einer Person |
Patriarchalischer Führungsstil | Machtfülle, aber basierend auf Güte und Wohlwollen | Vermittelt Zuversicht und Fürsorge, lässt aber Potenziale außer Acht |
Charismatischer Führungsstil | Leitfigur, auf Ausstrahlung und Charisma basierend | Abhängigkeit vom Vorgesetzten und dessen Visionen |
Bürokratischer Führungsstil | Unabhängig von Personen, basiert auf Vorschriften und Gesetzen | wenig Flexibilität und Effizienz aufgrund starrer Regeln |
Führungsstile nach Kurt Lewin
Der Sozialpsychologe Kurt Lewin hat in den 1940er Jahren Verhalten und Arbeitsleistung innerhalb kleiner Gruppen untersucht. Seine Einteilung in den autoritären, den demokratischen und den Laissez-Faire-Führungsstil hat die weitere Forschung maßgeblich beeinflusst und wird im Wirtschaftsbereich noch immer häufig angewendet.
Charakteristika | Folgen | |
Autoritärer Führungsstil | Uneingeschränkte Machtfülle | Schnelle Entscheidungen, aber auch distanziertes Verhältnis, Demotivation, fehlende Eigeninitiative |
Kooperativer / demokratischer Führungsstil | Mitarbeiter dürfen mitentscheiden | Höhere Motivation, besseres Verständnis von Zusammenhängen, aber auch Aufschieben von Entscheidungen |
Laissez-Faire-Führungsstil | Selbstbestimmung | Hohes Maß an Freiheit und damit Motivation, aber auch Desorientierung möglich |
Weshalb es falsch ist, auf einen bestimmten Führungsstil zu setzen
In Abhängigkeit von Ihrer eigenen Persönlichkeit oder von Zielen, die Sie erreichen möchten, mag es durchaus reizvoll klingen, sich für einen bestimmten Führungsstil zu entschieden und diesem treu zu bleiben. Der Nachteil dabei: Sie werden dadurch weder den einzelnen Persönlichkeiten in Ihrem Team gerecht, noch den unterschiedlichen Situationen. Zielführender ist es daher, Ihren Führungsstil den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. Das bedeutet, dass Sie zu gegebener Zeit autoritär auftreten, andererseits Freiräume lassen, wenn dies sinnvoller ist.
Situativer Führungsstil: Agieren Sie flexibel!
Das situative Führen wurde im Jahr 1977 von Paul Hersey und Ken Blanchard als Theorie vorgestellt. Mit dem situativen Führungsstil stehen Ihnen alle Vorteile der anderen Führungsstile zur Verfügung. Aufgrund der Anpassung an die jeweilige Situation wirken sich die Nachteile nur schwach aus.
Die Kernannahme des situativen Führungsstils ist, dass die einzelnen Mitarbeiter unterschiedliche Reifegrade aufweisen, an denen sich der zu wählende Führungsstil orientiert. Im Normalfall werden Sie entweder den autoritären oder den kooperativen Führungsstil wählen.
Beachten Sie dabei:
Je nach Situation und Aufgabe kann ein Mitarbeiter unterschiedliche Reifegrade haben. Ein Mitarbeiter wird in einem für ihn ganz neuen Aufgabengebiet aufgrund bislang fehlender Kompetenz einen niedrigeren Reifegrad besitzen als in einem Bereich, den er bereits jahrelang bearbeitet hat und in dem er sehr routiniert ist. Eine Aufgabe kann für den Mitarbeiter sehr reizvoll sein und ihn daher stark motivieren, während langweilige Pflichtaufgaben die Motivation stark bremsen. Deshalb ist es optimal, wenn Sie in jeder Situation und für jeden Mitarbeiter den Reifegrad kurz hinterfragen. Dazu müssen Sie Ihre Mitarbeiter gut kennen. Im weiteren Verlauf der Zeit können Sie bereits auf Erfahrungswerte zurückgreifen.
Die Reifegrade im situativen Führungsstil
Kompetenz vorhanden | Kompetenz nicht vorhanden | |
Motivation vorhanden | Reifegrad 4 (fähig und willig) | Reifegrad 2 (nicht fähig, aber willig) |
Motivation nicht vorhanden | Reifegrad 3 (fähig, aber nicht willig) | Reifegrad 1 (nicht fähig und nicht willig) |
- Reifegrad 1 – Diktieren / Anweisen
Der Mitarbeiter benötigt exakte Anweisungen. Im Anschluss sollte überprüft werden, ob er die definierte Leistung tatsächlich in gewünschter Form erbracht hat. - Reifegrad 2 – Argumentieren / Überzeugen
Sie entscheiden, aber erklären diese Entscheidungen Ihren Mitarbeitern, denen hierzu noch die Kompetenz fehlt. Dabei können durchaus Fragen gestellt und Ideen eingebracht werden, um die vorhandene Motivation zu erhalten. - Reifegrad 3 – Partizipieren
Sie geben Ideen vor. Auf dieser Basis können die kompetenten Mitarbeiter ihre Entscheidungen selbst treffen. Stärken Sie die Motivation und unterstützen Sie, wo es nötig ist. - Reifegrad 4 – Delegieren
Hier ist es möglich, die Verantwortung komplett an den Mitarbeiter abzugeben. Streben Sie eigenständiges Handeln an und stellen Sie alle nötigen Mittel bereit.
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter wachsen:
Wenn Sie den situativen Führungsstil korrekt anwenden und auf die individuellen Bedürfnisse innerhalb Ihres Teams eingehen, haben die Mitarbeiter beste Chancen zur Weiterentwicklung. Jedes Teammitglied erhält so viel Anleitung wie nötig, wird aber nicht unnötig eingeschränkt und dabei zunehmend selbständiger. Die Anzahl der Aufgaben, für die ein höherer Reifegrad besteht, wächst. Auch Sie als Führungskraft profitieren davon, denn Sie werden dadurch entlastet und können sich auf andere Aufgaben konzentrieren.