Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Ömer Bekar
Führungskräfte sind in erster Linie Entscheider. Entscheidungen bezüglich Investitionen, Budgets, Ziele, Richtungen und Mitarbeiter. Die Alternative, keine Entscheidung zu treffen, ist die bewusste Entscheidung, den Status quo beizubehalten.
Sie geben den Kurs vor und stecken Ziele ab. Entscheidungen zu treffen und den eigenen Entscheidungen treu zu bleiben, müssen Führungskräfte lernen. Erfahren Sie in diesem Artikel, was Ihnen bei dem Thema Entschlüsse treffen, helfen kann.
Menschen treffen täglich Entscheidungen. Fachleute gehen von einer fünf- bis sechsstelligen Zahl aus. Die meisten dieser Entscheidungen werden unbewusst getroffen. Welche Krawatte getragen wird oder was man in der Frühstückspause trinkt sind kleine Entscheidungen, die kaum jemand bewusst wahrnimmt. Auf der Führungsebene sind Entscheidungen eine sachliche und messbare Arbeitsleistung. Diese Entscheidungen werden bewusst getroffen, denn für berufliche Entscheidungen gilt immer, dass sie durch Argumente unterlegt sind und dass Rechenschaft über die Folgen abgelegt werden muss.
Entscheidungen – der Motor für Entwicklung
Entscheider brauchen Selbstsicherheit
Experten diskutieren immer wieder darüber, ob die intuitiven oder die rationalen Entscheidungen die besseren sind. Inzwischen ist aber belegt, dass die Intuition eine große Rolle bei Entscheidungen spielen sollte. Entscheidungen werden sowohl mit dem Bauch als auch mit dem Kopf getroffen. Das zeigt die Münzmethode. Wird eine Münze zur Entscheidungsfindung geworfen, dürfte eigentlich alles klar sein, die Münze hat gesprochen. Doch wenn die Entscheidung nicht mit dem Bauchgefühl übereinstimmt, regt sich Unmut im Entscheider. Er wählt dann gegen die Münze, gemäß seiner Intuition. Das ist vollkommen legitim, denn es zeigt, dass die Intuition gut ausgebildet und zuverlässig ist. Wer entscheidungsstark sein will, braucht
auf der sachlicher Ebene:
- Aktuelle Informationen
- Erfahrung
- Analysefähigkeit
und auf der intuitiven Ebene:
- Selbstsicherheit
- Stressresistenz
- Emotionale Intelligenz
Je stärker die oben genannten Fähigkeiten ausgeprägt sind, umso sicherer wird der Betreffende eine Entscheidung fällen.
Eine falsche Entscheidung ist besser als keine Entscheidung
Wer vor Entscheidungen blockiert ist und sich nicht durchringen kann, sich klar und bestimmt zu positionieren, geht ein großes Risiko ein. Denn auch das Nicht-Entscheiden hat Konsequenzen. Wer Entscheidungen zu spät oder gar nicht trifft, verliert die Möglichkeit, einen Prozess selbstständig zu steuern. Die Entscheidungen werden trotzdem getroffen, allerdings von anderen Personen oder schlicht durch die Entwicklungen. Die Konsequenzen sind nicht vorhersehbar. Wer keine Entscheidungen trifft, ist nicht an der Entwicklung eines Prozesses beteiligt, er kann kaum noch agieren, stattdessen muss er reagieren.
Entscheider brauchen Mut
Entscheidungen zu treffen erfordert vor allem eine große Portion Mut. Denn die Entscheidung wird Konsequenzen nach sich ziehen, die der Entscheider zu verantworten hat. Aus diesem Grund fällen viele Menschen ungern Entscheidungen. Sie fürchten, die Konsequenzen nicht genau zu überblicken oder unangenehme Konsequenzen zu provozieren. Gerade, wenn Entscheidungen gefällt werden, bei denen die Mitarbeiter eine wichtige Rolle spielen, bergen Entscheidungen auch Risiken. Das Arbeitsklima kann gestört werden. Hier kommen Führungskompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit und Empathie ins Spiel. Die Führungskraft ist unter anderem ausgewählt worden, weil der Vorgesetzte ihr Entscheidungen zutraut.
Entscheidungen sind notwendig zur Zielerreichung
Eine Führungskraft arbeitet nach klar definierten Zielvorgaben. Das Team wird durch Motivation und Richtlinien zum Ziel geführt. Andere Optionen als das definierte Ziel sind in der Regel ausgeschlossen. Entscheidungen dienen dazu, die gesteckten Ziele zu erreichen. Das bedeutet, dass der Blick von Ablenkungen und Seitenaspekten abgewandt bleiben muss. Um ein Ziel zu erreichen, sollte der direkte, effektivste Weg gewählt werden. Das bedeutet nicht, dass Umwege nicht reizvoll sein können. Aber das ist nicht Gegenstand der Führungsarbeit. Hier kommen Entscheidungen als „Nein-Botschaften“ zum Tragen. Es sollte einer Führungskraft nicht schwer fallen, die Mitarbeiter auf dem vorgegebenen Kurs zu halten. Die Rechenschaftspflicht dem eigenen Vorgesetzten gegenüber erleichtert die Entschiedenheit.
Wie Entscheidungen leichter getroffen werden
Wer seine Hemmungen bezüglich Entscheidungen kennt, ist eher in der Lage, sie zu überwinden. Außerdem gibt es einige nützliche Tipps, mit denen Sie sich selbst zur Entscheidung motivieren können. Entscheidungen haben etwas mit dem Gehirn zu tun. Forscher haben entdeckt, dass die körperliche Verfassung eine wichtige Rolle bei Entscheidungen spielt. So konnte der Sozialpsychologe Jan Häuser von der Universität Hildesheim in einer Untersuchung von politischen Entscheidern unter Schlafmangel ermitteln, dass ein gesundes Schlafverhalten wichtig für die Entscheidungsfindung ist1. Sogar das Licht spielt eine Rolle. Menschen entscheiden umso emotionaler, je heller es im Raum ist. Wer also rein rational und strategisch nach einer Entscheidung sucht, sollte sich nicht in die Sonne setzen. Grundsätzlich ist das „Entscheidungsprotokoll“ eine optimale Entscheidungshilfe. In einer Tabelle werden Pro und Contra notiert. Dabei gilt zu beachten, dass intuitive und rationale Argumente gleichermaßen berücksichtigt werden. Die Entscheidung fällt zugunsten der Seite aus, die die meisten Pluspunkte bietet. Das Entscheidungsprotokoll liefert gleichzeitig starke Argumente, wenn die Entscheidung gegenüber Mitarbeitern und Vorgesetzten verteidigt werden muss.
Die Führungskraft entscheidet, ob Mitarbeiter entscheiden dürfen
Kein Vorgesetzter muss alle Entscheidungen selbst treffen. Sie haben die Macht, Teammitgliedern die Befugnis zu erteilen, Entscheidungen zu treffen. Das bedeutet, dass der Chef Macht abgibt und Eigenverantwortung an Mitarbeiter überträgt. Das führt zur eigenen Entlastung und zur Motivation der Teammitglieder. Allerdings nur unter folgenden Prämissen:
- der Mitarbeiter will Eigenverantwortung
- der Vorgesetzte vertraut den Fähigkeiten des Kollegen
- es existiert eine Fehlerkultur
Everybodys darling is everybodys depp
Entscheidungen führen dazu, dass Sie Stellung beziehen. Das kann Ihnen Ärger und Missmut bei Ihren Mitarbeitern einbringen. Immer, wenn Sie eine Entscheidung fällen, die nicht allen gefällt, werden Sie für die Gegner Ihrer Entscheidung ein Ärgernis sein. Sie bringen etwas durcheinander oder gefährden die Komfortzone einiger Mitarbeiter. Das ist vollkommen normal. Wenn alles perfekt liefe, wären Entscheidungen gar nicht nötig. Aber Sie bestimmen den Kurs. Als Vorgesetzter sitzen Sie am Steuer und Sie geben Richtung und Ziel vor. Das ist auch gut so, denn von Ihnen wird langfristiges Denken erwartet. Zu Ihren Aufgaben gehören Überblick und Zielorientierung. Ein Mitarbeiter, der über diese Kompetenzen nicht verfügt, wird unter Umständen nicht verstehen, warum Sie so und nicht anders entscheiden. Er wird sich geärgert oder sogar bedroht fühlen. Lernen Sie damit zu leben. Sie sind dafür zuständig, dass das gemeinsame Boot nicht untergeht und nicht leck schlägt. Es ist definitiv nicht Ihre Aufgabe, beliebt zu sein. Wenn es Ihnen gelingt, Entscheidungen zu treffen und die notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung zu ergreifen, werden Sie sich Respekt verdienen. Die Kompetenz, Entscheidungen zu treffen und zu verantworten ist neben der Zielorientierung eine der wichtigsten Führungskompetenzen.
1 https://www.uni-hildesheim.de/neuigkeiten/die-unausgeschlafenen-entscheidungen-bei-schlafmangel/